ALPE PRAGAS - MON-FRE: 8:00 - 12:00 & 13:00 - 18:00 | SAM: 9:00 - 12:30 & 13:30 - 18:00 | SON: GESCHLOSSEN
Der Junge aus Prags, der in der Welt unterwegs ist

Als der Pragser Wildsee noch kein weltberühmtes Touristenziel war – seine unberührte Schönheit aber schon damals unverändert – wurde in den frühen 1970er-Jahren Stefan Gruber geboren: Gründer und kreative Seele von Alpe Pragas. Er wächst auf einem Bauernhof im Pragsertal auf – als Nachzügler nach vier älteren Schwestern, zusammen mit Mutter, Vater und fünf Milchkühen. Das bäuerliche Leben prägt ihn von klein auf: „Mit sechs hieß es: Du gehst jetzt Kühe hüten. Das war ganz normal. Die Erwachsenen waren beschäftigt, also brachten wir Kinder uns gegenseitig alles bei.“ Die Kindheit verläuft im Rhythmus der Natur – voller Freiheit, mit Spielen im Freien, Schnee und Wäldern.
Als Stefan neun ist, stirbt sein Vater. Die Mutter, geboren 1926, erzieht ihre fünf Kinder mit großer Achtsamkeit und einem tiefen Sinn für Wertschätzung: „Respekt lernte man durchs Zuschauen.“ Der Hof ist über 200 Jahre alt – er trägt die Geschichte der Familie, wie die alte Stube, die originalgetreu in der renovierten Hofstelle wiederaufgebaut wurde. Heute ist dort das Herz von Alpe Pragas – ein kleines Juwel im Pustertal. Der Wald wird zum Ort der Fantasie und Kreativität. Im Winter steigt Stefan durch den verschneiten Wald hinauf, um mit den Skiern hinabzufahren, im Sommer sammelt er wilde Beeren.
Mit 16 beginnt er sich zu fragen, wie es weitergehen soll: Ein Leben lang dasselbe tun? Er träumt von München, vielleicht Amerika. Als er 18 wird, wird seine Mutter krank – Stefan bleibt, beginnt Obst anzubauen und zu verkaufen. Die Idee für Fruchtaufstriche entsteht 1997. Alles muss er sich selbst beibringen: Pasteurisieren, Haltbarmachen – jedes Detail ist eine Herausforderung. Die ersten Etiketten druckt er selbst, produziert wird in kleinen Mengen: „15 Kilo pro Charge. Wenn’s nichts wurde, war’s ein kleiner Verlust.“ Aber der Wille war immer da. Im Jahr 2000 folgen erste Messen, die Kundschaft wächst, der Platz wird knapp. Vom kleinen Mietlokal in Toblach zieht er 2010 zurück in die Nähe des elterlichen Hofes in Prags. Bereits 2012 startet der Online-Verkauf – damals noch ein mutiger Schritt. Heute liefert Alpe Pragas in weite Teile der Welt.
Die Inspiration kommt von seinen Reisen. Jedes Jahr bricht er mit einem Freund auf – nach Norwegen, das ihn immer wieder ruft, bis hin zur russisch-mongolischen Grenze. Er entdeckt Kulturen, studiert Pflanzen und Früchte in verschiedensten Klimazonen, kombiniert neue Geschmacksrichtungen. Ein Entwicklungsprojekt führt ihn nach Kap Verde, wo er Einheimischen beibringt, wie man aus regionalen Früchten wie Quitte, Granatapfel oder Mango Fruchtaufstriche herstellt. „Nachhaltigkeit ist einfach, wenn man nichts hat. Wir sammelten Regenwasser und kühlten die Gläser auf Dächern – Wasser ist dort kostbar.“ Heute findet man in der Limited Edition von Alpe Pragas ungewöhnliche Kreationen: Preiselbeere mit Gin und Limette oder Birne mit Tahiti-Vanille. Und Stefans Lieblingsgeschmack? Der ist bis heute derselbe geblieben: „Heidelbeeren. Das war der erste Geschmack meiner Kindheit – direkt aus dem Wald.“